Stellen Sie sich vor: Eine Cheerleaderin trifft in einem American Diner auf einen Footballspieler von der amerikanischen Ostküste. Beide wechseln kaum ein Wort, aber für ihn ist klar, dass er diese Frau erobern möchte. Was nach dem Beginn einer amerikanischen Filmromanze klingt, ist die Geschichte von Cindy und Alex, und sie hat sich so tatsächlich inmitten der Lausitz zugetragen. Aber eins nach dem anderen.
Cindy ist ein Cottbuser Urgewächs, fand mit 14 Jahren zum Cheerleading und liebt den Kosmos rund um diesen amerikanischen Sport. Englisch wollte sie dennoch nie sprechen. Alex wuchs im kleinen Rockland auf, einer 7.000-Seelen-Gemeinde im US-Bundesstaat Maine, die vorwiegend von der Hummerfischerei lebt. Er studierte, spielte leidenschaftlich gern Football und wollte nach dem College noch etwas erleben. Für eine Saison in Europa Football spielen, das klang spannend. Er bewarb sich auf einer Internetplattform. Auf der anderen Seite des Atlantiks suchte man bei den Cottbus Crayfish einen Spieler und Jugendtrainer. So kam Alex 2015 als 22-Jähriger ohne Deutschkenntnisse nach Cottbus. Eine Saison Football spielen, Europa sehen, und dann in den USA in den Beruf einsteigen, das war der Plan.
Wenige Tage später, nach einem Heimspiel, besuchte Alex mit Jungs aus dem Team das „Frankys American Diner“ am Cottbuser Altmarkt. Er landete an einem langen Tisch, an dessen anderem Ende Cindy mit ihrer Freundin saß. Obwohl sie kein Wort gewechselt hatten, fühlte Alex einen Touchdown der Gefühle in seinem Herzen. Diese Frau wollte er erobern.
Der erste Kontakt erfolgte per Facebook. Ihre Wege kreuzten sich durch Sport und Freunde aber auch im realen Leben regelmäßig und Cindy fand den schüchternen Ami schnell sympathisch. Bei einem Filmabend mit Freunden kamen sie sich das erste Mal näher. Ausgerechnet am Ende von „Frozen“ wurde ihnen warm ums Herz, Händchen haltend auf dem Sofa. Kurze Zeit später folgte der erste Kuss, zum Sommerbeginn waren sie offiziell ein Paar. Da war für Alex bereits klar, dass er mit Cindy sein Leben teilen möchte. Es folgten zwei komplizierte Jahre, weil er als Gastprofi nur für die Saison vom Frühjahr bis zum Herbst nach Cottbus kommen durfte. Sie besuchte ihn in der Winterzeit in den USA und wurde von seiner Familie ebenso schnell ins Herz geschlossen wie er von der ihren. Zur zweiten Cottbuser Saison zog er bei ihr ein, ein Jahr später fragte er ihren Vater kurz vor dem Heimflug, ob dieser ihm Cindy anvertrauen würde. Der Heiratsantrag folgte kurz darauf bei Cindys Besuch in Amerika.
In einem Botanischen Garten samt weihnachtlichem Lichtermeer kniete er mit dem Ring seiner Ururoma nieder. Cindy war überfordert. Auf seine Frage nach der Ehe hatte sie erst einmal etliche Fragen: ob er ihren Vater gefragt habe, was seine Familie dazu sagt … bis sie dann doch darauf kam, „ja“ zu sagen.
So planten sie im Folgejahr eine Hochzeit im kleinen Familienkreis. Ihre Ringe wählten sie aus Weiß- und Gelbgold mit einer umlaufenden Welle, die für das Auf und Ab einer Beziehung und das Gleichgewicht in einer guten Ehe steht. Für die Fotos vertrauten sie der Empfehlung von Freunden, Jennifer Hnyk war die richtige Wahl für ihre bleibenden Momente. Die Eltern von Alex verfolgten die Trauung per Videochat im Pyjama auf dem heimischen Sofa in Amerika.
Als Ehemann konnte Alex nun endlich in Cottbus bleiben und suchte sich einen Job. Er wollte unbedingt Geld verdienen, sein großer Wunsch war eine Hochzeit mit beiden Familien und allen Freunden. Kein Jahr später, im Mai 2019, folgte tatsächlich eine einzigartige kirchliche Trauung. In der Cottbuser Christuskirche kamen rund 70 Menschen zusammen, die für diesen Tag teils rund um die Welt geflogen waren. Neben Alex standen vier Freunde als „Groomsmen“, neben Cindy vier Brautjungfern in burgundfarbenen Kleidern. Typisch amerikanisch eben. Da war der Gänsehautmoment, als Cindy zu Mendelssohns Hochzeitsmarsch von ihrem Vater durchs Kirchenportal geführt wurde, bereits die erste unvergessliche Erinnerung. Der Trauzeremonie folgten ein Sektempfang, wunderschöne Hochzeitsbilder im Branitzer Park, für die wiederum Jennifer Hnyk sorgte, und schließlich eine einzigartige Party mit über 100 Gästen. Im Ballhaus Eiche wurde die Hochzeit zur Multikulti-Party, mit tollem Buffet, Akrobatik- und Feuershow und Familien, die wie bei einem Dorffest zu einer großen Gemeinschaft fanden. Selbst den Hochzeitstanz, den sie zuvor wegen Zeitmangel lediglich per YouTube-Video eingeübt hatten, überstand Alex ohne Tritt auf Schleier und Füße der Braut. Sie tanzten ihn zu ihrem Song, der sie seit ihrem ersten Jahr durchs Leben begleitet: „Wild Ones“ von Kip Moore.
„Es war ein unglaublich schönes Bild, als wir bei unserer Hochzeit in den Saal schauten. Es erfüllt uns mit Glück, welches Leben wir uns in Cottbus in wenigen Jahren aufgebaut haben. Menschen aus der ganzen Welt feierten mit uns, es sah fast aus wie eine Promihochzeit. Das ist der Anfang von etwas ganz Großem.“